So wird das nachhaltige Businesskonzept der Transformationsforschung genannt. Klingt erstmal gut! Aber kann die Utopie „Wirtschaftliches Wachstum im Einklang mit ökologischen und sozialen Anforderungen“ funktionieren? Eine Einordnung:
Sicherlich bezeichnen sich eine Menge Unternehmen im Jahr 2020 alsn„sustainable“. Und ja, möglicherweise trifft das auf einige auch tatsächlich zu. Je nach dem, wie man die Kriterien dafür setzt. Das Konzept einer „Business Sustainability 3.0“ beschreibt genau, wann ein Geschäftsmodell nachhaltig ist, beziehungsweise in welchem Grad. Es wurde von der Transformationsforschung entwickelt und stützt sich dabei auf die drei folgenden Aspekte:
Das Anliegen (Business Sustainability 1.0)
Besonders die klassischen, börsennotierten Unternehmen verfolgen oftmals rein finanzielle Ziele. Es geht dabei um die bloße Profitmaximierung und Wachstum. Umwelt- und Sozialangelegenheiten spielen allenfalls eine Nebenrolle, immer unter der Voraussetzung damit noch mehr Gewinne zu generieren oder Risiken zu kontrollieren.
Für ein Geschäftsmodell der Business Sustainability 3.0 reicht dieses Anliegen nicht aus. Im Gegenteil, es bildet neben dem ökologischen und dem sozialen Anliegen eine der drei zu maximierenden Zielgrößen der unternehmerischen Tätigkeit. Das Anliegen beantwortet damit die Frage nach dem „Was?“ im Unternehmen. Sowohl Strategie als auch KPIs sind geprägt von allen drei Kategorien, sodass ein erfolgreiches Unternehmen alle drei Anliegen gleichsam berücksichtig. Das allein reicht jedoch nicht aus, um eine Business Sustainability 3.0 darzustellen. Zwei weitere Faktoren unterscheiden hier zwischen Business Sutainability 1.0 bis hin zu 3.0.
Die Werte (Business Sustainability 2.0)
Oder besser gesagt, die Wertschöpfung und zu wessen Gunsten diese ausgelegt ist. Hier wird also nach dem „Für Wen?“ der unternehmerischen Tätigkeit gefragt. Die sogenannte unternehmerische Nachhaltigkeit 1.0 berücksichtigt zwar alle drei Anliegen der Nachhaltigkeit auf Basis des (magischen) Dreiecks, bedient diese jedoch ausschließlich zur klassischen Maximierung des Shareholder-Values. Sie benutzt diese somit immerhin als erweiterten Werttreiber in dessen Namen.
Anders agieren hier Geschäftsmodelle auf Basis einer unternehmerischen Nachhaltigkeit 2.0, welche eine dreidimensionale Wertschöpfung anstrebt. Dabei gilt es, einen gleichgewichtigen Wertbeitrag in allen drei Anliegen zu schaffen. Viele nachhaltige Geschäftsmodelle scheitern an dieser definitorischen Hürde, da letzten Endes durch die unternehmerische Tätigkeit kein Wert in den Dimension Ökologie und Soziales geschaffen wird. Stattdessen steht lediglich die Minimierung negativer Auswirkungen durch das Geschäftsmodell im Fokus. Um die sogenannte Business Sustainability 2.0 zu erreichen, muss die unternehmerische Tätigkeit einen positiven Wert, also eine echte Verbesserung, in allen drei Anliegen beitragen. Eng damit verbunden ist der dritte und letzte Faktor auf dem Weg zur Business Sustainability 3.0.
Die Perspektive (Business Sustainability 3.0)
Sie fasst zusammen, was zuvor bereits impliziert wurde. Dennoch differenziert sie im Detail und fragt dabei nach dem „Wie?“. Aber was könnte noch nachhaltiger sein, als ein Geschäftsmodell, das mit seiner unternehmerischen Tätigkeit Wert in allen drei seiner Anliegen (ökonomisch, ökologisch und sozial) schafft? Die Antwort ist die Grundidee und damit verbunden die Perspektive. Um der Anforderung einer Business Sustainability 3.0 zu genügen, muss diese Perspektive „von außen nach innen“ charakterisiert sein. Aber was genau bedeutet das und wo liegt der Unterscheid zur multidimensionalen Wertmaximierung?
Es ist im Grunde ganz einfach: Habe ich mein Geschäftsmodell entworfen und dabei die Werte aller drei Anliegen der nachhaltigen unternehmerischen Tätigkeit berücksichtigt? Oder habe ich ein Geschäftsmodell entworfen, um die Werte aller drei Anliegen nachhaltiger unternehmerischer Tätigkeit zu maximieren? Zugegeben, hier bewegt man sich möglicherweise nah an der Grenze zur Haarspalterei.
Was ist der Sinn dabei?
Allerdings ist diese Frage besonders für potenzielle Gründer und Gründerinnen eine wichtige. Was sich die Transformationsforschung davon verspricht, sind mehr nachhaltige Geschäftsmodelle als Grundlage einer Gründung. Das bedeutet konkret: in einer nachhaltig transformierten Gesellschaft ist es Grund genug ein Unternehmen zu gründen, um damit ein soziales oder ökologisches Anliegen zu bedienen. Hierbei wird nicht nur die Motivation hinter der Gründung von Unternehmen transformiert, sondern auch die Definition von unternehmerischem Erfolg. Der Fokus rückt hierbei weg vom Selbstzweck unternehmerischer Tätigkeit, sondern besinnt sich auf die Grundidee der Ressourcenoptimierung im Konzept „Unternehmung“. Dabei steht die Grund- und Daseinsvorsorge im Vordergrund, wie es bereits von semi-profitorientierten Unternehmen und anderen Institution bekannt ist. Wachstum um des Wachstums Willen gilt demnach jedenfalls als überholt.
Dass sich hier jedoch die Frage nach plan- vs. marktwirtschaftlichen Volkswirtschaftskonzepten stellt, unterstreicht den Utopie-Charakter dieser konzeptionellen Definition. Festzuhalten bleibt jedoch, dass alle drei Stufen einer Business Sustainability zweifellos einen positiven Impact verglichen zur traditionellen Sichtweise generieren und damit künftig vermehrt als erfolgreiche Beispiele den Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft ebnen könnten.
Dieser Text ist zuerst erschienen auf dem Blog von Coercle
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