Wir gehen oft auf Demonstrationen. Sie sind für uns erstens Ausdruck einer starken und freien Demokratie. Wir sehen und finden zweitens Gleichgesinnte und zeigen uns drittens gegenseitig, dass wir mit unseren Anliegen nicht alleine sind. Die #fridaysforfuture und #globalclimatestrike Demonstrationen war jedoch ein bisschen viel für uns – auf emotionalem Level. Wir alle hatten durchgehend Tränen in den Augen oder heulten alle zehn Meter los.

Die Tatsache, dass mehr als 25.000 Schüler(innen) in Berlin, und Millionen Schüler weltweit, gleichzeitig für ihre Zukunft demonstrieren, war allein schon überwältigend. Die Art und Weise, wie sie es taten (und immer noch jeden Freitag tun), geht jedoch tiefer, als wir es uns hätten vorstellen können. Die Kraft, die hinter ihren Plakaten, Sprechchören und Blicken lag, die Richtigkeit ihrer Aussagen und die Verzweiflung gegenüber ihrer Zukunft haben uns stark getroffen.
Klar: sie sollten uns auch treffen. Wir sind Mitte 30 und haben noch bis vor ein paar Jahren auf mindestens drei Planeten gelebt. Das sind zwei zu viel, wenn all die Schüler, die jetzt für ihre Zukunft schreien, eine gute Zukunft haben wollen. Wir sind mit unserem Lifestyle schuld an dem Schlamassel, in den sie hineingeboren wurden. Wahrscheinlich ist uns das, als wir so direkt neben ihnen liefen, um so mehr bewusst geworden – daher auch unsere Emotionalität. Sie demonstrieren auch gegen uns.

Die Schüler(innen) sind für uns ein Spiegel. Daher ist die Aufregung um sie auch so groß. Sie sprechen Wahrheiten aus, die in der Politik und Wirtschaft heute noch keiner hören wollte. Sie machen Zeit(-druck). Und wenn sogar Grundschüler auf Plakaten formulieren können, was mit unserem (Wirtschafts-)System falsch läuft, dann kann sich keiner mehr herausreden. #fridaysforfuture ist die „Und, was hast Du damals dagegen gemacht?“-Frage. Nur jetzt schon ein paar Jahre früher. Zum Glück!
Wir alle sind es ihnen schuldig, dass wir ihnen eine Antwort geben. Und das, bevor es zu spät ist. Sich seiner Privilegien bewusst zu werden, ist ein harter, aber starker Akt. Die Kids, die bei #fridaysforfuture demonstrieren, sind bereit, auf einen Teil ihrer Privilegien zu verzichten, damit sie eine Zukunft haben. Damit sind sie reifer, als ein Großteil unserer Gesellschaft, die einfach stur so weitermachen wollen, wie bisher. Jeder, der hier noch ein bisschen Anschub braucht, sollte mal an einem Freitag in die Gesichter der Kinder schauen.













































Fotos: Marcus Werner
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