Nur Beton, Autos und Lärm? Ne, ne! Mittlerweile gehört es zur Imagekampagne jeder Stadt, zu betonen, sie habe auch jede Menge Grün, Natur und Naherholung zu bieten. Wo’s stimmt und wieso? Das klären wir heute im aktuellen Vier am Freitag. Hier kommen die spannendsten nachhaltigen (Groß)-Städte Deutschlands und das, was sie von anderen unterscheidet:
Hamburg
Die Hansestadt ist die so genannte grünste Stadt Deutschlands mit mindestens einer halben Million Einwohner – was sie automatisch auch zu der Millionenstadt mit der meisten Grünfläche macht. Ganze 70 Prozent Vegetation konnte ein Satellit über Hamburg im City-Gebiet ausmachen. 2011 wurde der Metropole an der Elbe sogar den Titel „Umwelthauptstadt Europas“ verliehen. Gut, das ist ein wenig her. Aber neben umfassenden Umweltprojekten gibt’s auch heute noch eine immer weiter wachsende Anzahl an kleinen und größeren grünen Unternehmen, die wichtige Beiträge dazu leisten, dass Hamburg immer nachhaltiger wird. Vorreiter-Brands und Revolutions-NGOs wie Lemonaid oder Viva con Aqua kommen ebenso von der Elbe, wie Naturkosmetik-Expertin Lisa Scharff, die Upcycling-Brands Bridge & Tunnel und Kluntje Fashion oder andere schöne Start-Ups mit Mission. Zuletzt waren wir im in Guter Gesellschaft zu Besuch, Hamburgs erstem Zero Waste Café – schaut doch auch mal vorbei, wenn ihr im Norden seid.
Hannover
Der deutsche Nachhaltigkeitspreis 2018 ging verdient an Hannover. Mit knapp über 500.000 Einwohnern ist die Stadt wirklich nicht klein und zeigt damit eindrucksvoll, wie nachhaltige Entwicklung auch in Großstädten vorangetrieben werden kann – und muss: Viele Entscheidungen werden auf kommunaler Ebene getroffen, es gibt die Initiative „Hannoverscher Weg“, die Bildungschancen schafft und gegen soziale Ungerechtigkeit vorgeht. Verschiedene Quartiersentwicklungsprojekte sollen für bezahlbaren Wohnraum sorgen. Außerdem setzt Hannover voll auf Klimaschutz. Die Stadt baut konsequent ihre Radwege aus, setzt autofreie Sonntage durch und bis 2025 soll der Gesamtverkehr in der City zu einem Viertel aus Fahrradfahrern bestehen. Wie cool ist das denn? Vielleicht sollten wir der nachhaltigsten Stadt Deutschlands mal einen Besuch abstatten! Gebt uns gern Tipps in den Kommentaren: Welche grünen Hot-Spots und Highlight-Projekte dürfen wir uns in Hannover nicht entgehen lassen?
Gelsenkirchen
Gelsenkirchen? Echt jetzt? Die Stadt, bei der wir, wie so viele, immer noch als erstes an Montanindustrie, Bergbau und Kohle denken? Zu Unrecht! Denn ja, im letzten Jahr wurde Gelsenkirchen vom Deutschen Nachhaltigkeitspreis zur drittnachhaltigsten Stadt Deutschlands gewählt. Initiativen für Bildung, Entwicklung und Umweltschutz sind für diese gute Platzierung verantwortlich. Kann eine Stadt Greenwashing betreiben? Wenn ja, Gelsenkirchen tut das offenbar nicht: Auf alten Bergbaugebieten wird vermehrt aufgeforstet. Unter anderem wurde ein Biomassepark angelegt und im „Zechenwald-Dschungel“ darf ein neuer Wald auf über 205 Hektar Fläche wuchern. Guter Move, finden wir – und wollen mehr davon. Kohlekraft? Nein Danke.
Münster
Münster ist die Fahrradhauptstadt Deutschlands: Auf gute 300.000 Einwohner kommen dort 500.000 Fahrräder. Die Zahl spricht für sich. Um das Navigieren auf dem Rad zu erleichtern, gibt’s viele Abstellmöglichkeiten, die riesige Fahrrad-Garrage am Bahnhof, über die wir letzten Sommer staunten und ein gut ausgebautes Radwegenetz. Das bringt Freude – zumindest im Sommer. Für die kälteren Monate bemüht Münster sich um ein größeres ÖPNV-Angebot. Nicht zuletzt deshalb wurde die westfälische City mit der schönen Altstadt auch schon mehrmals mit dem European Energy Award ausgezeichnet. Besonderes Highlight außerdem: Münster war die erste Stadt Deutschlands, die sich aktiv für Divestment entschied. Was ist das? „Ganz einfach: Das Gegenteil von Investment. Das bedeutet, dass unethische Aktien, Anleihen oder Investmentfonds abgestoßen werden. Ziel der Divestment-Kampagne ist es, den politischen Einfluss der Kohle-, Öl- und Gasindustrie zu schwächen“, erklärt Fossil Free Deutschland. Ein ordentliches Statement für eine Stadt. Mehr davon!
FOTO: Marcus Werner
3 Kommentare
Das Hannover Feature freut mich sehr! Schon oft habe ich meinen schönen Wohnort als „meist unterschätzteste Stadt“ betitelt gelesen und das stimmt. Hannover hat unheimlich viel zu bieten und ist angeblich DIE grünste, zumindest aber eine der grünsten Städte Deutschlands. Toll finde ich auch, dass der Studiengang Modedesign an der Hochschule einen ganz starken Einbezug von Nachhaltigkeit hat. Aktuell gibt es im Übrigen eine Initiative, die bis 2025 die größte Tiny House Siedlung Europas in Hannover errichten möchte. Ach ja, und dann gibt es dann ja noch das Nicetohave Mag ; ) sowie im weiteren Umkreis einige weitere tolle Greenblogger!
Liebe Anna,
lass uns in Hannover durch die Eilenriede wandern und aus dem Hannocino Mehrwegbecher Cappuccino trinken.
Sag Bescheid, ich freue mich, dich in meiner jetzigen Heimatstadt begrüßen zu dürfen.
Viele Grüße
Weiterer Hannover-Besuch-Tipp: Schaut beim Platzprojekt vorbei!
https://www.platzprojekt.de/
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