Warum dieser Artikel wichtig ist:
Große Brands haben auch einen großen Impact. Nicht nur in Sachen Rohstoffe, sondern vor allem in Sachen Vorbildfunktion: Wenn sie es schaffen nachhaltiger zu werden, dann können es alle.

Wow, wir sind Eltern! Überglückliche, hin und wieder überanstrengte und fast immer übermüdete junge Eltern – und natürlich auch solche, die darauf achten wollen, gerade in Sachen Baby-Produkte ihrer Konsum kritischen Linie treu zu bleiben. Umso skeptischer waren wir zugegebener Maßen, als die niederländische It-Brand Bugaboo uns zum Launch eines neuen Kinderwagen-Modells nach Amsterdam einlud. Hingefahren sind wir trotzdem. Und zurückgekehrt sind wir mit einer generalüberholten Meinung zu dieser Firma, deren Prototyp schon 1994 von Bugaboo Chef-Designer und CEO Max Barenbrug entworfen wurde.
Das liegt unter anderem an Barenbrug selbst. Weil er bei seinen ersten Entwürfen an die Bedürfnisse der Papas gedacht hat, die mit ihren Kids die Natur entdecken wollen und nicht etwa an Gweneth Paltrow, die den Bugaboo wenig später zum Must-Have machte. Daran, dass auch wir gern mit unserem Kind beziehungsweise Kinderwagen sowohl im Großstadtdschungel als auch im Brandenburger Gelände klar kommen wollen. Und vor allem liegt es daran, dass Bugaboo zunehmend auf eine Nachhaltigkeits-Strategie setzt, die wir super-gut und sinnvoll finden: auf Langlebigkeit.
Und am Ende haben wir uns wirklich für einen Bugaboo Fox entschieden – fast das einzige Teil, dass in unserer Babywelt wirklich neu und nicht Second Hand ist. Ein Teil, das wir dann eines Tages gut und gebraucht weitergeben können. An viele Freunde, an viele Babys, an nächste Generationen. Und bevor wir ihn selbst zum ersten Mal ausgefahren haben, haben wir unser Gespräch mit Max natürlich ausführlich für Euch aufgeschrieben. Here we go:

Lieber Max, der neue Bugaboo Fox hat ein Verdeck aus recycelte PET-Flaschen. Warum habt Ihr Euch für dieses Material entschieden?
Wir möchten mit Bugaboo in ein nachhaltigeres, umweltbewussteres Business-Modell hinein wachsen. Die Entscheidung für recycelte Fabrics ist einer der ersten Schritte in diese neue Richtung.
Welche Schritte gibt es noch?
Den immer weiter wachsenden Schwerpunkt auf Langlebigkeit. Dass unsere Kinderwagen möglichst lange halten und für möglichst viele Kinder benutzt werden können, war mir von Anfang an wichtig – und daran arbeiten wir immer weiter. Ehrlich gesagt empfinde ich den Faktor Langlebigkeit als noch wichtiger, als die recycelten Materialien. Das ist für mich die oberste Priorität der Nachhaltigkeit: gute Qualität, die hält. Und wenn doch mal was kaputt geht: einfaches Austauschen von möglichst vielen einzelnen Teilen.

Wie viele Teile sind das beim neuen Modell?
Insgesamt 35 Elemente, die wenn sie verschlissen sind oder kaputt gehen, einfach nachbestellt und selbst gewechselt werden können. Ich hoffe beziehungsweise gehe davon aus, dass der Kinderwagen so noch länger in Gebrauch bleiben kann. Wenn ein Stroller die Familie wechselt, ist oft nur die Sitzfläche sehr gebraucht, um nicht zu sagen, vollgepupst. Und wenn sich eben genau dieser Part austauschen lässt, kann auch ein älteres Modell wieder wie neu sein. Auch der Griff nutzt sich erfahrungsgemäß immer mit am schnellsten ab. Bei den meisten Kinderwägen ist er aber entweder festgeklebt und so kaum selber zu wechseln. Oder es gibt ihn einfach nicht einzeln zum Nachkaufen. So werden die Eltern dazu gedrängt, im Zweifel den ganzen Stroller auszutauschen. Wegen eines einzigen Teils! Warum? Das ist doch völlig sinnlos, wenn alles andere noch Jahre halten würde. Mit den austauschbaren Einzelteilen kommen wir also bewusst dem möglichen Reparaturbedarf entgegen – und darüber hinaus auch allen Eltern, die nicht umhin kommen, öfter Mal Abwechslung oder schlicht was Neues wollen. Diese Mütter und Väter haben jetzt die Möglichkeit, einfach nur das Verdeck, den Griff oder die Radkappen in einer anderen Farbe zu kaufen und so eine Art „Neu trotz alt“-Gefühl zu bekommen.
Wie viele Kinder lang hält denn so ein Bugaboo?
Ich würde sagen zwei bis drei Familien lang. Mindestens! Wir gehen immer vorsichtig von zehn Jahren aus. Ich weiß aber, dass auch noch 15 Jahre alte Modelle auf den Straßen unterwegs sind und gebraucht weiterverkauft werden. In Kindern gerechnet könnten es also durchaus bis zu sechs oder sogar acht sein.


Wenn der Fokus so sehr auf Langlebigkeit liegt: Habt Ihr bei Bugaboo auch mal über ein Verleih- oder Leasing-System für die Kinderwagen nachgedacht?
Klar, wir haben das sogar eine Zeit lang angeboten. Leider hat’s nicht funktioniert
Warum nicht?
Ehrlich gesagt wegen der Leute. Wir hatten das Gefühl, dass vielen der Kinderwagen und deren Zustand hart gesagt scheißegal ist, solange er nicht ihnen gehört. Im Vergleich haben wir damals sehr viel mehr beschädigte neuere Wagen aus dem Leasing zum Service zurückbekommen, als solche, die kaputt gegangen sind, weil sie im Privatgebrauch alt wurden und viel genutzt waren. Leider! Denn gerade bei einem Produkt wie einem Kinderwagen, das für den Besitzer klar zeitlich begrenzt ist, macht ein Verleihangebot natürlich generell Sinn.

Trotz solcher Ideen und Überlegungen ist der Fox der erste Bugaboo, der aktiv als nachhaltig beworben wird. Warum jetzt? Siehst Du Nachhaltigkeit als Trend oder als Notwendigkeit?
Nachhaltigkeit ist ein Weg, den wir schon vor langer Zeit eingeschlagen haben – den wir aber jetzt noch bewusster gehen und expliziter gestalten. Wir waren die Ersten, bei denen man die Sitzfläche austauschen konnte. Diese Idee hatten wir schon vor Jahren – und auch schon vor Jahren in Hinblick auf Langlebigkeit. Nicht, weil wir das damals für eine gute Strategie gehalten haben, sondern weil das unserer natürlichen Überzeugung entsprach. Für mich ist das Nachdenken über solche Details beziehungsweise das Weiterdenken solcher Prozesse eine Selbstverständlichkeit, die ich genau deshalb in Bezug auf die Langlebigkeit nicht immer extra betonen muss. Bei dem Fox hat es sich in Ergänzung mit den recycelten PET-Flaschen einfach sehr sinnig angeboten.
Generell machen wir viel Research zu Recycling vs. extended Lifecircle. Recycling hat immer mit viel Energie und Co2-Ausstoß zu tun. Mit Transport, mit Zerkleinerung und Aufarbeitung. Bis ein Material wirklich wieder verwertet werden kann, sind sehr viele Schritte erforderlich. Und diese Schritte sollten in möglichst großen zeitlichen abständen gegangen werden! Sich zu sagen, hey, ich gebe ein Produkt nach kurzer Nutzdauer in den Müll, macht nichts, weil wird ja recycelt, ist meiner Meinung nach zu kurz gedacht. Deshalb gilt bei Bugaboo schon lange lieber „Products to last“.
Nächster Schritt ist es für uns jetzt, den nachhaltigen Gedanken Step by Step auf alle oder viele Unternehmens-Levels zu übertragen. Unser Verpackungssystem ist beispielsweise noch ordentlich optimierungsbedürftig. Mir sind das immer noch zu viele Kartons. Das ist ein Feld, an dem wir aktuell arbeiten.

Ist es für eine große Brand wie Euch besonders schwer nachhaltiger zu werden?
Nicht unbedingt. Ich glaube, das Problem ist oft vor allem der Weg zum Ziel. Viele große Unternehmen stellen in Sachen Sustainability außenstehende Berater ein, deren Ideen dann gar nicht unbedingt zu den Bedürfnissen oder Prozessen in der Firma passen. Oder sie wollen alles auf einmal. Dann wird’s schnell frustrierend, weil zu viel – und gefühlt zu einem Riesen-Problem, das schwer lösbar scheint, aber eigentlich doch jetzt schnell gelöst werden muss. Klar, muss es auch. Für mich ist der richtige Weg trotzdem der gelassenere. Und der sollte möglichst natürlich, von innen heraus und vor allem Schritt für Schritt gegangen werden.
Findest Du, dass Ihr als sichtbares Unternehmen die Verantwortung tragt, das Thema Nachhaltigkeit bewusst mehr nach außen zu tragen?
In gewisser Weise schon. Der Konsument oder die Konsumentin wird sich immer natürlicherweise so verhalten, wie wir ihm vermitteln, dass er sich verhalten soll oder kann. Deshalb setzen wir so sehr darauf, Langlebigkeit zu vermitteln.
Finden wir gut. Aber ist das wirklich auch eine gute Business-Idee?
Wir versuchen die Business-Komponente mit der Nachhaltigkeits-Komponente zu kombinieren. Wir werben fürs Austauschen von Verdeck oder Sitzfläche in neuer Farbe – natürlich auch, um das jeweilige Teil zu verkaufen. Wichtig ist die Kombination. Dass eben gleichzeitig auch der Aufruf zum länger Behalten und mehr Auswechseln getätigt wird. Denn darauf reagieren die Kunden! Das merken wir unter anderem am riesigen Secondhand-Markt, den es für Bugaboo Strollers mittlerweile gibt. Unser Ziel ist es, möglichst lange Ersatzteile anbieten zu können, auch und gerade für ganz, ganz alte Modelle. Bei Reifen und Hartplastikteilen funktioniert das schon gut. Bei den Teilen aus Fasern schwerer. Aber wir sind dran, unter anderem wollen wir die Sitzflächen universell für verschiedene Modelle passend machen. So was bewerben wir aber nicht. Das machen wir einfach. Damit möchten wir den Secondhand-Markt für unsere Kinderwägen am Laufen halten beziehungsweise ankurbeln, indem wir möglichst alle Ersatzteile in vielen Variationen anbieten können.

Secondhand ist ein Wort, dass so gar nicht zu dem Wort passt, dass viele Medien für Bugaboo wählen: Status-Symbol. Wie fühlst Du dich mit dieser Bezeichnung für Dein Produkt?
Ich glaube, die Bezeichnung kommt daher, dass wir damals den Kinderwagen an sich wieder interessanter gemacht haben. Einfach als Objekt, nicht nur als eine Art Pflichtprodukt. Dafür verdienen wir es meines Erachtens auch sowas wie „The Icon“ zu sein. Statussymbol ist nicht unbedingt mein Lieblings-Wort. Aber was ich schon will ist, dass die Leute wissen, dass wir hohe Qualität bieten.
Stimmt es, dass Du neben Qualität vor allem an Väter gedacht hast, als Du 1994 das erste Bugaboo-Modell entwickelt hast?
Ja, absolut.
Bist Du enttäuscht, dass Deine Idee dann trotzdem erstmal zu so einem Frauen-Ding geworden ist und zunächst vor allem in Verbindung mit Hollywoodstars wie Gwenneth Paltrow oder in Sex and the City wahrgenommen wurde?
(lacht) Nee, aber ich würde mir wünschen, dass noch mehr Männer unser Produkt mögen!

Werden Männer überhaupt genügend berücksichtigt im Baby-Business?
Hmmm, vielleicht nicht genügend. Aber schon ein bisschen besser als noch vor 20 Jahren. Ich mache immer Witze darüber, wie ich ganz am Anfang bei meinen ersten Recherchen als junger Designer immer die Typen hab’ draußen stehen sehen vor den Babygeschäften. Alle mit Zigarette – und alle ohne die Mamas, die allein drinnen zwischen den Kinderwägen standen. Daraus entstand die Idee, etwas tafferes zu machen. Etwas anderes, als den üblichen Baby-Kram. Und das ist uns glaub’ ich dann doch ganz gut gelungen.
Bist du darauf auch ein bisschen stolz?
(Überlegt kurz) Ja. Schon. Vor allem freue ich mich aber darüber. Besonders über die Möglichkeit unser Produkt immer wieder neu zu erfinden und weiterzuentwickeln.

FOTOS: Marcus Werner
Dieser Artikel enthält Platzierung von PR-Sampels und erscheint folglich mit freundlicher Unterstützung von Bugaboo. Vielen Dank!
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