Back2Green Brand Manager Christoph über das Ankommen in der Fair Fashion Welt

Fotos: Chris Schwarz

Kein Backstage-Bereich, keine Berührungsängste. Das schönste an der Back2Green Launch Party Ende Februar in Berlin: Das stündlich steigende Gemeinschaftsgefühl zwischen Rappern, HipHop-Fans und Slow Fashion-Szene. Waren einige Aktivist*innen und Journalist*innen aus dem grünen und auch konventionellen Bereich kurz zuvor noch leicht skeptisch, ob es sich bei der neuen Brand von Marsimoto-Label Green Berlin nicht vielleicht doch nur um eine Marketing-Kiste handeln könnte – am Ende gab’s keine Zweifel. Back2Green ist mehr als korrekte Mode mit korrektem Stil: Es ist ein Herzblutprojekt.

Noch vor den Live-Auftritten und einem kleinen Panel-Talk mit Anna, konnten sich die Gäste ganz selbstverständlich mit Marten Laciny aka Marteria, Creativ Director Pete Boateng. Label Managerin Sophia Poser und Brand Manager Christoph Otto austauschen. Und auch einige Produzenten der 17 Teile-Kollektion aus recyceltem Meeres-Plastik und Bio-Baumwolle waren aus Portugal und der Türkei angereist.

Dass genau diese spätestens nach dem dritten Drink auch mit diverse Leuten ins Gespräch kamen, die vorher möglicherweise noch nicht so viel von Müllteppichen in den Weltmeeren, den Vor- und Nachhteilen von Upcycling-Garnen oder der Diskussion um Mischgewebe gehört hatten, ist einer von vielen Gründen, die uns – auch weit über den Launch hinaus zu nachhaltigen Fans von Back2Green macht. Die Green Berlin Crew schafft, was die grüne Blase oft nur schwer schaffen kann: ausbrechen, weiter kommen, die ganz breite Masse erreichen. Und dafür stellen Marteria und sein Team keine externen Expert*innen ein. Stattdessen werden sie selbst welche. Step by Step. Denn nur so geht’s und nur so kann man unseres Erachtens nach auch nachhaltig etwas erreichen.

Wie der erste Aufschlag so war, ob Back2Green langsam ankommt in der Fair Fashion Szene und wie die nächsten Schritte mit oder auch ohne Corona aussehen können? Hier kommen sechs schnelle Fragen an Brand Manager Christoph:

Von wegen Riesen-Maschinerie: Das Back2Green Team sind Marten Laciny aka Marteria (Mitte), Creativ Director Pete Boateng (2. v, r.), Label Managerin Sophia Poser und Brand Manager Christoph Otto (sitzend). Nur im Vertrieb werden die vier unterstützt von Bravado, der Merch Firma von Universal.
Throwback zum Launch: Wie war’s für Dich und Euch?

Großartig! Wir haben uns extrem gefreut, dass so viele Leute zum Launch gekommen sind, mit uns gefeiert und das Projekt so positiv aufgenommen haben. Auch der Verkauf ist gut angelaufen. Als wir vor zwei Jahren die Idee dazu hatten, wussten wir ja nicht mal, ob es die Kollektion überhaupt jemals geben würde! So einen Start dann zu erleben war schon sehr besonders. Dafür haben wir dann gern am nächsten Tag mit dem entsprechenden Kater bezahlt…

Wir auch! Als Gast und auch im Gespräch mit Euch hat mir besonders die Mischung aus, ich sag‘ mal ganz hart. Szene und Ökos gefallen. Welche Reaktionen, von beiden Seiten, waren für die Crew besonders relevant?

Wir haben uns sehr gefreut, dass die Presse das Thema positiv und offen aufgenommen hat. Wir hatten natürlich auch ein bisschen Schiss, dass wir da mehr Gegenwind bekommen oder dass bewusst besonders die Bereiche beleuchtet werden, die wir nicht perfekt gemacht haben. Natürlich war auch im einen oder anderen Interview Green Washing ein Thema. Das war und ist aber zum Glück leicht zu widerlegen, weil wir ja ein ganz kleines Label sind, aktuell nur eine Kollektion haben – und die eben komplett nachhaltig ist.

Was habt Ihr nicht perfekt gemacht? Gab’s konstruktive Kritik zur Kollektion oder zur Herstellung, die Ihr direkt umsetzen könnt?

Ja, und wir freuen uns über jede Form der Kritik um unsere Sachen in Zukunft noch besser machen zu können und aus einfach immer mehr Neues zu lernen. Bei den Back2Green-Teilen, die aus recyceltem Meeres-Plastik sind, ist Mikroplastik-Ablösung beim Waschen natürlich ein Thema. Hier weisen wir darauf hin, zum Beispiel einen Guppy Bag zu nutzen. Generell sind wir der Meinung: Wenn man sich in Richtung Kreislaufwirtschaft begeben möchte, bleibt es nicht aus, auch mit recyceltem Plastik zu arbeiten. Das existiert ja schlicht und einfach schon auf Deponien und in den Meeren – und wird da von alleine auch nicht weggehen. Deswegen sehen wir es bisher auch nicht als Option, den Plastikmüll aufgrund der Mikro Plastik-Thematik einfach da zu lassen wo er ist.

Und schon steckst’e drin, in den gängigen Überlegungen und Diskussionen der Fair Fashion-Bewegung. Fühlt Ihr Euch zugehörig? Welche schönen neuen Kontakte gibt es?

Für uns war und ist es grundsätzlich sehr schön in die Nachhaltigkeitswelt einzusteigen und da viele spannende Leute aus den verschiedensten Bereichen kennenzulernen. Das sind zum Beispiel Journalist*innen von denen wir neuen Input bekommen, andere Labels und Produzenten die neue Wege gehen und spannende nachhaltige Produktionsansätze für Kleidung und Verpackung haben oder auch Veranstalter. So ist zum Beispiel das Green Tech Festival auf uns aufmerksam geworden, bei dem wir jetzt in der Jury für die Green Tech Awards sind. Das ist für uns wahnsinnig spannend, da dort so viele spannende Menschen aus verschiedensten Bereichen zusammenkommen die sich aktiv für Nachhaltigkeit einsetzen und mit neuen Projekten auseinandersetzen, diese prämieren und unterstützen.

Welche sind Eure eigenen nächsten Ziele?

Eine Marke baut sich nicht mit einer Kollektion auf. Das wussten wir zwar schon vorher, aber es wird uns immer bewusst, dass wir hier einen spannenden Weg eingeschlagen haben – auf dem aber noch viel zu tun ist. Wir haben schon viele Leute erreicht und möchten jetzt, dass Green Berlin ein echtes eigenständiges Mode Label wird – bei dem es sich nicht um Merchandise handelt. 

Cool. Welche Herausforderungen gibt’s aktuell?

Die größte Herausforderung ist natürlich jetzt durch diese Krise zu kommen – und dann an die aktuelle Kollektion anknüpfen zu können. Momentan steht die Produktion in großen Teilen der Welt still, und niemand weiß wann es weitergeht. Wie bei den meisten anderen Marken, wird auch bei uns die nächste Kollektion nicht wie geplant stattfinden. Das selbe gilt für Veranstaltungen, Messen und Parties wo Green Berlin als Soundsystem oder Aussteller vertreten gewesen wäre. Jetzt heißt es kreativ sein und die Zeit zu überbrücken. Mit den Leuten sind wir über verschiedene Socials im Kontakt und seinen Balkon kann man auch in der Krise bepflanzen. Dafür gibt’s jetzt zum Beispiel die Green Berlin Seed Balls.

Und die Hang Tags! Davon haben wir auch selbst schon drei eingetopft. Dass der Green Berlin Crew nicht langweilig wird, sehen wir täglich auf Instagram z.B. bei Aktionen wie der aktuellen Riesen-Sachspende für Frauen- und Mädcheneinrichtungen in Berlin oder Live-Streams zu Gunsten von Ocean Now. Danke dafür – und natürlich auch für das Gespräch, lieber Christoph.

Wir haben in der Vorbereitung und beim Launch mit Green Berlin zusammengearbeitet. Dieser Artikel erscheint natürlich trotzdem objektiv, unbezahlt – und ist keine Werbung.

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