Warum wir jetzt eine ganz bestimmte Art schützen müssen: die Wildbiene

Es gibt Bestsellerbücher über sie, erfolgreiche Filme und lange hielt sich das Gerücht, dass selbst Albert Einstein schon über sie nachgedacht haben soll: die Biene. Und als Symbol für einen drängenden Kurswechsel in Sachen Agrarpolitik und Umweltschutz wird das Insekt in Deutschland seit einiger Zeit nun auch als besonders schützenswert erachtet. Endlich! Natürlich wollen auch wir die Art noch aktiver fördern. Dafür müssen wir zunächst wissen: Von welcher Biene reden wir eigentlich? Was ist der Unterschied zwischen einer Honig- und einer Wildbiene? Und wie kann effektiver Bienenschutz 2020 aussehen? Und warum diskutieren wir manchmal am Thema vorbei, wenn es um das Bienensterben geht?

All das haben wir einen gefragt, der sich auskennt: Omar Brenn, Biologe und Gründer von beewild. Mit seinen Wildblumenmischungen möchte der angehende Gartenbauwissenschaftler dazu beitragen die Wildbienenpopulation in Deutschland zu erhöhen beziehungsweise, Achtung!, erstmal zu stabilisieren. Seit 2019 biete er dafür speziell ausgesuchte Samen an, die alle eins gemeinsam haben. Sie sind erwiesenermaßen ein Leckerbissen für jede Wildbiene und schützen damit den Fortbestand der Wildbienenpopulation. V \ V-Gastautorin Jana Braumüller hat die Mischungen auf dem eigene Balkon getestet – und zwischendurch dieses lehrreiche Gespräch geführt:

Fangen wir mal bei den Basics an. Warum ist es überhaupt wichtig Bienen zu schützen?

Zum einen sind Bienen sehr wichtig für unsere Kulturpflanzen. Sie bestäuben viele Pflanzen, deren Früchte wir genießen, wie zum Beispiel Kirschen oder Äpfel. Andererseits müssen wir die Bienen aber vor allem deshalb schützen, weil sie Schlüsselorganismen für unsere Ökosysteme sind. Sie sorgen dafür, dass die Primärproduzenten unserer Ökosystemen funktionieren können. Wenn die Biene eine Pflanze nicht bestäubt, kann sich diese nicht fortpflanzen. Von dieser Pflanze sind weitere Organismen abhängig, zum Beispiel Insektenkulturen, die auf diesen Pflanzen leben oder sich von ihr ernähren. Wenn sich genau diese Pflanze nicht mehr fortpflanzen kann, stirbt damit auch die auf sie angewiesene Insektenkultur. Diese Insekten fehlen dann mit ihrer Rolle im Ökosystem zum Beispiel als Nahrung für Kleinsäuger. Kommen diese wiederum weniger vor, finden dann Greifvögel nichts mehr zu fressen und so weiter. Damit wird eine Kaskade in Gang gesetzt, die nur schwer aufzuhalten ist. Und alles nur, weil die Bienen die Blüten dieser Pflanze nicht mehr angeflogen sind.

Foto von Ibrahim Özdemir on Unsplash
Deswegen hielt sich vermutlich auch lange der Satz „Wenn die Biene ausstirbt, stirbt die Menschheit aus“, der fälschlicher Weise Albert Einstein nachgesagt wurde?

Genau. Wobei man sagen muss, dass beim Bienensterben im allgemeinen Sprachgebrauch oft die Honigbiene gemeint wird. Doch diese spielt gar nicht die zentrale Rolle. Es ist vielmehr die gesamte Bandbreite der Bienenarten. Die Rolle der Honigbiene ist deutlich überschätzt, was ihre ökologische Bedeutung angeht.

Das sehen viele Imker*innen vermutlich anders. Denn gerade im ökologischen Bereich wird Imkerei ja auch als Bienenschutz gesehen.

Wenn wir uns die Fakten und Zahlen anschauen, wird deutlich, dass die Honigbiene in ihrem Bestand nicht gefährdet ist so lange sich Menschen um diese kümmern. Die Honigbiene als solche ist nichts anderes als eine Zuchtform der ursprünglich dunklen europäischen Biene, der Apis mellifera mellifera. Ähnlich wie andere Nutztiere wurden auch die Honigbienen so gezüchtet, dass sie besonders wünschenswerte Eigenschaften aufweisen. Zum Beispiel friedliebend sind oder besonders viel Honig produzieren. Ohne dem Zutun des Menschen ist die westliche Honigbiene, also die Biene, von der wir den Honig bekommen, gar nicht mehr überlebensfähig.

Wenn man aktiven Bienenschutz betreiben möchte, sollte man sich also erstmal fragen: Möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viel Honig lokal produziert wird? Dann muss man natürlich die Honigbiene schützen und fördern. Oder möchte ich die Diversität der Flora und damit die Vielfalt unseres Ökosystems bewahren? Dafür müssen vor allem die vielen verschiedenen Wildbienenarten geschützt werden. Es ist wichtig, dass wir dabei beachten, dass der Nektar und Pollen einer Pflanze auch eine begrenzte Ressource sind. Deswegen stehen die Honig- und die Wildbienen in Nahrungskonkurrenz zueinander.

Wobei hier zu sagen ist, dass die effektivste Bestäubung von Kulturpflanzen dann stattfindet, wenn Honig- und Wildbienen gemeinsam auf einer Fläche vorkommen. Es ist also, wie so oft, der gesunde Mittelweg wichtig. Das Problem ist momentan, dass in vielen Köpfen die Gefährdung der Honigbiene feststeckt und somit zum Beispiel Stöcke für diese angelegt werden. Es herrscht aktuell eine deutliche Überrepräsentation von Honigbienen. Doch diese ist eben nicht vom Aussterben bedroht.

Wie viele Wildbienen gibt es aktuell noch in Deutschland?

Es gibt circa 560 Bienenarten. Wie viele Individuen das sind, lässt sich jedoch unmöglich sagen.

„Weltweit gibt es circa 30.000 Wildbienenarten. In Deutschland schwanken die Zahlen zwischen 548 und 574. Territorial sind sie jedoch unterschiedlich verteilt. In Baden-Württemberg gibt es zum Beispiel doppelt so viele Arten wie in Schleswig-Holstein“

Wo haben denn Bienen, also die, die vom Aussterben bedroht sind, natürlicher Weise ihre Lebensräume?

Bienen kommen fast überall vor. Ihre Hauptlebensräume befinden sich jedoch auf Wiesen, in Wäldern und zum Beispiel an Uferböschungen. Die höchste natürliche Diversität an Bienenarten findet man auf Magerwiesen, also Wiesen mit nährstoffarmen Böden, da dort die gesamte Biodiversität und damit auch die Diversität der Blütenpflanzen am höchsten ist. So unterschiedlich die Wildbienenarten sind, so unterschiedlich sind auch die Lebensräume, die sie besiedeln. So gibt es bestimmte Bienenarten, die für ihre Nistkammern das Harz einer bestimmten Baumart benötigen. Sie kommen dann ausschließlich in der Nähe dieser Baumart vor. Andere Wildbienenarten benötigen zum Nisten sandige Freiflächen oder Nistgänge im Holz. Der Lebensraum ist also divers und teilweise von sehr speziellen Faktoren abhängig.

Warum ist der Lebensraum der Bienen so stark in Gefahr?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Hauptgrund ist der menschliche Einfluss auf die Flächennutzung in unserem Land. Denn die meisten Wälder und Äcker bieten in der heutigen Form keinen nachhaltigen Lebensraum für unsere Wildbienen.  

Große Teile unserer Forstflächen sind mit Kiefern- und Fichtenmonokulturen bewachsen. Hier wachsen die Bäume alle hinter einander in einer Reihe, und es ist kein Platz für andere Waldstrukturen wie kleine Lichtungen mit wertvollen Blütenpflanzen oder Totholzstrukturen, wo Holz einfach über mehrere Jahre liegen bleibt. Aber genau solche Strukturen brauchen viele Bienenarten, da sie beispielsweise in den Totholzstrukturen ihre Nistkammern bauen.

Ein weiteres Problem ist die Landwirtschaft. Nicht nur die riesigen blütenlosen Monokulturen, machen große Teile unseres Landes zu Nahrungswüsten für Wildbienen, sondern auch durch die Art, wie gedüngt wird, gelangen zu viele Nährstoffe wie Nitrate in unsere Böden. Besagte Magerwiesen kommen so also selbst auf unbewirtschafteten Flächen kaum noch vor. Vom enormen Einsatz der Pestizide ganz zu schweigen. Bei Uferböschungen zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Flüsse werden begradigt und die Ufer befestigt. Es gibt kaum noch mäandrierende Flüsse mit einer intakten Ufervegetation.

Die Bienen sind daher von allen Seiten unter Beschuss. Es gibt kaum noch natürlichen Lebensraum und damit immer weniger Strukturen, die einen nachhaltigen Fortbestand unserer Wildbienenpopulationen sichern.

Foto von Roberto Lopez on Unsplash
Was braucht eine Biene in diesem beschriebenen Lebensraum noch zum Leben?

Die Biene als solche ist relativ genügsam. Sie braucht eine Energiequelle, meist in Form von Nektar. Dafür sind die Larven vieler Bienen etwas anspruchsvoller. Um die nächste Generation zu sichern, werden je nach Bienenart verschiedene Bedürfnisse an die Umwelt gestellt. Und diese Bedürfnisse können sehr vielfältig sein.

Es gibt Bienenarten, die zur Brutversorgung auf bestimmte Pflanzenarten oder -gattungen spezialisiert sind. Wenn diese Pflanzen nicht mehr da sind, können sie keinen Pollen in die Nistkammern einbringen, die Larven haben keine Nahrung und somit gibt es keine nächste Generation.

Außerdem zeigen sich vielfältige Ansprüche an die Niststrukturen. Es gibt Bienen, die brauchen besonders sandige Flächen, in denen sie Nistkammern errichten. Solche sandigen Freiflächen gibt es in der Natur auch nur noch sehr selten. Andere Bienenarten brauchen die besagten Totholzstrukturen in denen sich natürlicher Weise zum Beispiel Fraßgänge von Käfern befinden. In diesen können Wildbienen ihre Nistkammern errichten. Genau das wird mit sogenannten Bienen- oder Insektenhotels versucht nachzubauen. Zusammengefasst braucht es für den nachhaltigen Fortbestand einer Wildbienenpopulation also Nistmöglichkeiten und eine stabile Nahrungsquelle für die Wildbiene selbst und für ihre Brut.

Wie sieht denn der Lebenszyklus einer Biene aus?

Es gibt Unterschiede zwischen Solitärbienen, die den größten Teil der Bienenarten ausmachen, und sozialen bzw. eusozialen Bienen. Die meisten Solitärbienen, also alleinlebende Bienen, schlüpfen im Frühjahr. Danach paaren sie sich. Das Weibchen sammelt dann Pollen, legt die Niststruktur an und legt die Eier darin. Die Larve frisst sich mit den Pollen voll und die fertige Biene schlüpft im nächsten Frühjahr wieder. Die Mutterbiene stirbt nach nur wenigen Wochen mit Beendigung ihrer Nisttätigkeit. Es gibt aber eben auch soziale und eusoziale Bienen ­– unsere europäische dunkle Biene oder die Hummeln zum Beispiel. Diese haben eine Königin, die die Eier legt, Drohnen, die der Begattung der Königin dienen und die Arbeiterinnen, die u.a. den Pollen einholen.

Bei beewild konzentriert ihr euch auf den urbanen Lebensraum. Gibt es dabei Unterschiede zwischen einer „Wald- und Wiesenbiene“ und einer „Stadtbiene“?

Prinzipiell gibt es keine differierenden Merkmale zwischen Wildbienen einer Art, die über einen Acker oder in Berlin über den Alexanderplatz fliegen. Wiesenbiene und Stadtbiene sind keine systematischen Begriffe.

Warum ist gerade der urbane Lebensraum gefragt wie nie für die Wildbiene?

Es gibt in der Stadt sehr vielfältige Strukturen, die Lebensraum für Bienen ermöglichen – zum Beispiel Totholz in Gärten, verschiedene Löcher in Mauern und diverse Blumen auf Balkonen, Wegesrändern oder Gärten. Man findet also diverse Lebensräume auf sehr kleinem Raum. Das bedeutet, dass im urbanen Raum auch eine große Biodiversität aufgebaut werden kann. Wir sehen jetzt schon, dass in den Städten die größte Vielfalt an Bienenarten vorhanden ist. Auf dem Land hingegen folgt, überspitzt gesagt, auf zwei Hektar Rapsfeld ein kurzer Flur, auf dem drei Kornblumen blühen und danach kommt das nächste Rapsfeld.

Es kann jedoch nicht das langfristige Ziel sein, Lebensraum für Bienen nur noch in der Stadt zu ermöglichen. Es geht eher darum, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem sich die Lebensräume der Bienen so stark fragmentieren, dass eine Wiederansiedlung in gewissen Gebieten nicht mehr ohne Weiteres stattfinden kann. Eine Biene hat nur eine begrenzte Flugfähigkeit. Wenn dazwischen keinerlei Lebensgrundlage ist, kann sich die Population nicht ausbreiten.

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Wie weit können Bienen denn fliegen?

Das unterscheidet sich von Art zu Art. Honigbienen können verhältnismäßig weit fliegen. Viele Wildbienenarten haben jedoch nur einen sehr begrenzten Flugradius. Es gibt Wildbienenarten, die nicht weiter als 200 bis 300 Meter fliegen.

Zurück zu den Populationen. Wie muss ich mir das vorstellen? Warum ist ein Austausch zwischen unterschiedlichen Populationen wichtig?

Je isolierter Populationen leben, desto anfälliger sind sie gegenüber lokalen Umweltveränderungen. Es müssen nur in einem schlechten Jahr, weniger Pflanzen im Einzugsgebiet gedeihen und die Bienen können nirgendwohin ausweichen, sodass diese Population große Schwierigkeiten bekommt eine neue Generation zu bilden. Es ist also weniger wichtig für Wildbienen sich mit anderen Populationen auszutauschen, als dass Ausweichmöglichkeiten außerhalb des eigenen Einzugsgebiets möglich sind.

Die Stadt bietet uns die Möglichkeit auf konzentriertem Raum so viele Bienenpopulationen wie möglich zu konservieren und zu fördern. Noch leben wir in dem Luxus, dass, wenn wir gute Lebensbedingungen für Bienen schaffen, von irgendwoher meist die Bienen kommen und es können sich neue Populationen entwickeln. Aber so wird es nicht weitergehen. Aus diesem Grund brauchen wir die Konservationszentren, mit denen wir Wiederansiedlungen in der Zukunft möglich machen können. Genau deswegen ist der urbane Lebensraum so interessant für den Bienenschutz.

Wie kommen wir zu dieser utopischen Welt, in der wir die Bienenpopulation soweit stabilisiert haben, dass sie auch wieder anderes Umland bevölkert?

Dafür müssen in diesem engen, urbanen Raum so viele Strukturen wie möglich geschaffen werden. Wir bespielen also genau die Faktoren, die die Bienen brauchen um eine stabile Population zu bilden: Niststrukturen und Nahrung. Das ist eigentlich sehr einfach. Die größere Frage ist später, wie man langfristig die Wiederansiedlung sicherstellt. Wichtig ist jetzt aber erstmal, dass wir ein möglichst großes Spektrum an Pflanzen ansiedeln, die für so viele Bienenarten wie möglich interessant sind. Dafür sollten wir Pflanzenarten benutzen, deren Pollen möglichst vielen Bienenarten eine Nahrungsgrundlage liefert. Das bedeutet, wir sollten ein ganzjähriges Trachtangebot schaffen, um die Biene, die im Frühjahr aktiv ist bis zur Biene, die im Spätherbst aktiv ist, zu versorgen. Und wir sollten ein möglichst großes Spektrum an Lebensräumen anbieten. Dazu gehören Brachflächen, für die Wildbienen, die im Sand nisten oder auch Niststrukturen in Form von Insektenhotels.

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Wenn ich also als Privatperson zum Bienenschutz beitragen möchte, brauche ich also Samenmischungen, die insbesondere Pflanzen beinhalten, die Bienen anlocken, richtig? Ist deswegen eure Samenmischung unter biologisch wissenschaftlichen Gesichtspunkten entwickelt? Und macht das einen Unterschied zu einer herkömmlichen Samenmischung?

Es gibt verschiedene Faktoren, auf die man achten muss, damit aktiver Bienenschutz gelingen kann. Zum einen muss beim Anlegen einer konzentrierten Nahrungsquelle geschaut werden, welche Pflanzen auf so engem Raum wie einem Balkonkasten zusammen gedeihen können, da nicht alle Arten miteinander zurechtkommen. Und es ist wichtig zu wissen, welche Pflanzenarten möglichst vielen Wildbienenarten wertvollen Pollen bieten. Denn wir wollen in der Stadt mit wenig Fläche möglichst viel Nutzen für so viele Wildbienenarten wie möglich schaffen – egal ob auf dem Balkon, im Garten oder auf einer urbanen Freifläche.

Heißt das, dass Bienen nicht von allen Balkonblumen Nahrung erhalten können?

Bienen können Nektar relativ unspezifisch beziehen. Aber der Pollen für die Brut ist das Entscheidende. Viele Bienenarten sind oligolektisch, also spezialisiert und damit angewiesen auf den Pollen von bestimmten Pflanzenarten.

Du sagtest bereits, dass Nektar eine begrenzte Ressource ist. Woher weiß ich, ob meine Wildblumen nun von Honigbienen oder eben den schützenswerten Wildbienen angesteuert werden?

Honigbienen sind polylektisch, können also unspezifisch von vielen verschiedenen Pflanzenarten den Pollen sammeln und nutzen. Da man den Besuch von Honigbienen nicht ausschließen kann, ist es umso wichtiger das Angebot so zu schaffen, dass es denen nützt, die verstärkt darauf angewiesen sind. Die hier ansässigen Wildbienen sind auf unsere heimischen Pflanzen spezialisiert. Deswegen müssen wir bei der Balkon- und Gartenbepflanzung darauf achten, dass wir heimische Pflanzen verwenden, die auch keine Zuchtform sind. Bei Zuchtformen werden häufig aus ästhetischen Gründen zum Beispiel die Kronenblätter vergrößert. Dies geht jedoch auf Kosten der Pollenproduktion bis hin zu einer komplett gefüllten Blüte. Das bedeutet, dass die Kronenblätter keinen Weg mehr für die Biene freilassen, um an den Pollen zu gelangen. Darüber hinaus ist es natürlich wichtig zu schauen, ob die Wildblumen und deren Pollen überhaupt relevant sind für Bienen.

Foto von Perter Lloyd auf Unsplash
Dafür gibt es ja dann zum Beispiel Unterstützung von beewild, da hier bereits genau diese Pflanzen zusammengestellt wurden.

Genau, die Arbeit nehmen wir euch ab.

Neben Balkon- und Gartenbepflanzungen bietet ihr auch „die Bordsteinbiene“ an. Kann ich die Samen einfach auf die nächstgelegene Freifläche werfen? Oder muss ich genauer schauen, wo ich diese Samen verteile?

Im besten Fall sollte man die Fläche vorbereiten. Also die Erde kurz umgraben und wässern, damit die Samen möglichst gute Startbedingungen haben. Wir haben uns aber auch gedacht, dass viele Leute wahrscheinlich größere Schwierigkeiten haben sich intensiver um eine urbane Freifläche zu kümmern. Deswegen sind in der Mischung sehr konkurrenzstarke Pflanzen, die auch ohne viel Pflege gedeihen.

Hand auf’s Herz: Bringen meine ein, zwei Balkonkübel überhaupt etwas? Was braucht es, um Wildbienen im großen Stil zu schützen?

Wenn man den Frame der Problematik groß macht, verliert natürlich jede kleine Aktion an Wert, egal wie sinnvoll sie ist. Die Frage kennen wir ja auch schon beim Thema Fleischkonsum: Wenn du als Einzelperson kein Fleisch isst, was ändert sich dann in der großen Industrie? Das führt nur zu einer Selbstlähmung und zum Gefühl der eigenen Machtlosigkeit.

Dabei gilt für den Bienenschutz: Wirklich jede Blüte hilft. Stark vereinfacht und kurz aufgezeichnet: Wenn eine Wildbiene deine Blüte anfliegt und sie dadurch ihre Brut versorgen kann, hast du ganz einfach die nächste Generation mit deinen Wildblumen gesichert. Wenn du daneben noch eine Niststruktur aufbaust, bietest du einen Mikrokosmos indem sich eine Wildbienenpopulation nachhaltig etablieren kann.

Auf politischer Ebene müssen wir ganz eindeutig über eine Umstrukturierung unserer Flächennutzung reden. Wir müssen anfangen darüber nachzudenken die Monokulturen so umzustrukturieren, dass andere Strukturen überhaupt eine Chance haben. Mit all den Problemen, die das auch mit sich bringt. Ich verstehe natürlich, warum Monokulturen wirtschaftlich sehr effektiv sind, aber langfristig ist dies mit einem gesunden Ökosystem nicht vereinbar. Das Gleiche gilt für Pestizide, egal ob in Form von Insektiziden oder Herbiziden. Auch die Überdüngung ist ein Problem. Die Nährstofffülle im Boden kostet uns sehr viel Biodiversität. Wir sägen damit an dem Standfuß, auf dem wir wirtschaften. Denn ohne ein funktionierendes Ökosystems ist unser Leben in dieser Form nicht möglich.

Was politisch passieren muss, ist aber für mich erst der nächste Step, Wir sorgen jetzt als Privatpersonen erstmal dafür, im Rahmen unserer Möglichkeiten, diese Konversationszentren zu schaffen. Das haben wir selbst in der Hand. Wir können auf unseren privaten Flächen und den urbanen Freiflächen dafür sorgen, dass kleine Oasen geschaffen werden, wo Wildbienen ihre Lebensgrundlage finden. Und wir können ein Bewusstsein für unser eng verflochtenes Ökosystem schaffen.

Wenn man einmal eine Biene sieht, die auf dem eigenen Balkon Nektar oder Pollen sammelt oder in ihrem Nistkasten Brut versorgt, macht das was mit dir. Darüber werden Menschen sensibilisiert und klären andere Menschen wiederum auf. Dadurch entsteht von unten diese politische Kraft, die wirklich etwas verändern kann.

FOTOS: beewild / Jana Braumüller

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