Warum nicht mal „Männertausch“? Unser Autor wünscht sich Secondhand-Swaps für alle

Vorletzten Frühling schoss ich im Hamburger Schanzenviertel zufällig ein taubenblaues Hawaiihemd aus Seide für 9 Euro, als ich auf eine Freundin wartete. Später fiel mir eine auch sehr günstige gebrauchte Jeans in die Hände, die ich abschnitt. In Hemd und Shorts verbrachte ich dann eigentlich den kompletten Sommer. Wenn man ein Seiden-Shirt mit Palmblättern drauf anhat, kann man im Grunde genommen ja auch keine schlechte Laune haben, oder?

Seitdem kaufe ich viel öfter gebraucht, wenn ich mal was kaufe: Den Norweger-Pulli vom Flohmarkt mit Rentieren drauf (der in diesem, viel zu warmen Winter leider eingemottet bleibt), quasi neue Designerschuhe, eine Sporttasche, diverse Jeans … Und der Prozentsatz Gebrauchtes in meiner Garderobe wäre sicher noch viel höher, wenn das Angebot größer wäre!

Foto via Charles Etoroma on Unsplash

Ich beneide meine Freundin Annette. Die hat nicht nur dieses Trüffelschwein-Gen, dass sie auch auf dem ranzigsten Flohmarkt noch ein YSL-Tuch oder eine Designersonnenbrille in riesigen, vollgepackten Kisten orten lässt, als hätte sie einen inneren Vintage-Detektor. Nein, sie geht auch ständig zu Kleidertausch-Aktionen, Mädchenflohmärkten und organisiert bei sich zuhause Fashion-Sales oder Swap-Partys. Was für eine super Art, Altes loszuwerden und altes Neues zu bekommen!

„Ach was“, denkt Ihr Leserinnen jetzt sicher. Aber als Mann komme ich kaum drumrum, diese Art von Aktionen zu beneiden. Denn für Männermode gibt’s die schlicht und einfach (noch?) nicht! Und warum eigentlich nicht? Typen passieren ja Fehlkäufe oder spontane Gewichtszunahmen genauso. Spenden ist natürlich die beste Art, seine Sachen loszuwerden. Aber wenn man seine Garderobe auf nachhaltige Art um ein, zwei Sachen erweitern möchte, ist Gebrauchtes halt top. Wir haben viel zu viel (dementsprechend auch sehr viel Second Hand) – wir brauchen nix Neues. Mehr Vintage kaufen und Tauschen statt Konsum müssen sich endlich durchsetzen. Vom Spaß- und Networking-Faktor bei Tausch-Events mal ganz zu schweigen. Die Zeit ist überreif dafür, dass wir es den Frauen nachmachen. Also: Mehr Swap Partys for Boys, bitte! Und mehr Männermode-Flohmärkte. Online, offline, überall.

Wir denken da auch an Secondhand-Ketten, kleine Vintage-Shops oder kluge Seiten wie nebenan.de – warum macht oder fördert Ihr das nicht? Könnten doch regelmäßige Events werden. Und wenn nicht: Dann lasst uns das privat und im kleinen Kreis starten. Schreibt mir, Männer, wenn Ihr das auch so seht. Ich hätte da etwa eine echt coole schwarze Leder-Bomberjacke, bin ihr leider entwachsen. 

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