Deutsche Version (for english Version scroll down)
Gute Erkenntnisse kommen uns nicht jeden Tag über den Weg gelaufen. Wir greifen sie irgendwo auf, dann müssen sie ein bisschen reifen. Schließlich überprüfen wir sie im Alltag und vielleicht stellen wir dann fest, dass es sich bei ihnen um ein wichtiges Puzzle-Stück handelt, um etwas Größeres zu verstehen. Unsere aktuelle Erkenntnis hat damit zu tun, warum sich manche Menschen und Politiker so sehr gegen all die wichtigen Entscheidungen stemmen, die wir heute treffen müssten. Die Erkenntnis heißt: Privilegien.
Wir alle genießen sie jeden Tag und sind uns oft gar nicht darüber bewusst. Unsere Privilegien heißen Erdbeeren im Winter, günstige Flugtickets, Dieselautos, der Döner an der Ecke, die Foodora-Bestellung oder das neue Telefon. Jede Konsumentscheidung im Alltag trägt ein unsichtbares Privilegien-Schild. Unsichtbar deshalb, weil auf diesem Schild der Preis steht, der nicht auf der Quittung angezeigt wird. Wir alle bezahlen ihn mit steigenden CO2-Emissionen, Feinstaub, Plastik in den Ozeanen oder zu viel Nitrat im Grundwasser. Es sind die Kosten, die auf die Allgemeinheit, Tiere, die Natur oder auf Menschen in fernen Ländern umgelegt werden. Lange waren diese Privilegien für uns selbstverständlich. Schließlich sollte der Mensch über die Natur herrschen und Ressourcen und Energie, als Grundlage für unsere Lebensweise, wurden in kaum einem wirtschaftlichen Modell als relevant beachtet.
Das ging gerade so lange gut, wie wir nur ein paar Milliarden Menschen auf der Erde waren. Heute, mit einem Ausblick auf bald zehn Milliarden, sieht es jedoch ganz anders aus. Plötzlich geht die Gleichung nicht mehr auf und die Natur schlägt wie ein Bumerang, in Form des Klimawandels und des Artensterbens, zurück. Jedes Schulkind kann folgende eins plus eins Rechnung anstellen: unendliches Wachstum in einer endlichen Welt funktioniert nicht. Das würde aber bedeuten – wir wiederholen uns hier gern – dass wir die Welt und unser gesamtes Wirtschaftssystem heute neu denken müssen. Wir brauchen eine realistische Einschätzung des Status Quo und müssen intelligente Lösungen finden, um die Natur und ihre Ressourcen so zu behandeln, dass unsere Kinder und Enkel auch in 50 oder 100 Jahren noch in einer lebenswerten Welt aufwachsen.
Die gute Nachricht: dieses Neudenken findet schon lange statt. Hier auf Viertel \ Vor, in den unzähligen NGOs, bei den Grünen oder in vielen modernen Unternehmen und Projekten. Immer mehr Menschen kommen bei der obigen Schulkind-Rechnung auf das gleiche Ergebnis, sind bereit ihre Privilegien zu überdenken – und im besten Fall an diese neue Welt anzupassen. Die schlechte Nachricht: es gibt immer noch mehr als genug Menschen da draußen, die sich aktiv gegen diese notwendigen Veränderungen wehren, sie hinauszögern, verwässern oder diese sogar aktiv sabotieren.
Zu ihnen gehören vor allem konservative Politiker um CDU / CSU und die neoliberalen Marktschreier der FDP (die A-Partei wird in diesem Magazin nicht ernst genommen). Ihre Welt basiert auf dem alten Normal und der Selbstverständlichkeit des Privilegs. „Die Wirtschaft ist wichtiger, als die Natur“ könnte man ihre Haltung überschreiben. Nur was für eine Wirtschaft soll das sein, wenn sie unsere Welt und Lebensgrundlagen kaputt macht?
Eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit ist daher, ob wir bereit sind, auf unsere Privilegien zu verzichten. Fest steht, dass wir uns verändern müssen. Das hat nichts mit Ideologie zu tun, sondern mit Natur. Die Zeiten, in denen wir machen können, was wir wollen, sind vorbei. Wir befinden uns in den letzten Zügen der alten Welt. Die neue Welt streikt schon bei #fridaysforfuture, weil für sie die Rechnung nicht mehr aufgeht. Die Verhinderer, Verzögerer und Nichthandler, werden für diese neue Generation zu Tätern, die sich wissentlich an derer Zukunft vergreifen. „Was habt Ihr damals dagegen gemacht?“ wird die Frage sein, die sie uns allen stellen werden. Und was wir ihnen antworten, entscheiden wir jetzt.

English Version
We don’t come across good insights everyday. We pick them up along the way and let them ripen. Eventually, we review them in everyday life and then we may find that they are an important puzzle piece in understanding something bigger.Our current insight has to do with why some people and politicians are so opposed to all the important decisions that we need to make today. This insight is called: privileges.
We enjoy them every day and are often unaware of them. Our privileges include strawberries in winter, cheap flight tickets, diesel cars, the döner around the corner, Foodora (UberEats), or a new smartphone. Every consumer’s decision in everyday life carries an invisible privilege-sign.Invisible, because the price shown on this sign is not displayed on the receipt.We all pay for it with rising CO2 emissions, dust, plastic in the oceans, or too much nitrate in the groundwater. These are costs that are transferred to the general public, animals, nature or to people in distant countries. For a long time these privileges went without saying for us. After all, man should rule over nature, and resources and energy as the basis for our way of life were hardly considered relevant in any economic model.
This worked to an extent while we were only a few billion people on Earth. However, today, with a view of nearly ten billion, it looks very different.Suddenly the equation no longer adds up and nature reacts like a boomerang in the form of climate change and species extinction. Every school child can calculate the following 1+1 equation: Infinite growth in a finite world does not work. But that would mean – we like to repeat ourselves here – that we have to rethink the world and our entire economic system today. We need a realistic assessment of the status quo and we need to find intelligent solutions to treat nature and its resources in a way that will allow our children and grandchildren to grow up in a liveable world in 50 or 100 years from now.
The good news: this rethinking has been taking place for a long time. Here on Viertel \ Vor, in countless NGO’s, with the Greens, and in many modern companies and projects. More and more people are reaching the same solution with the above equation and are ready to reconsider their privileges – and, in the best case, adapt to this new world.
The bad news is that there are still more than enough people out there who are actively working against these necessary changes, delaying, diluting, or even actively sabotaging them. These include, above all, mostly conservative politicians and parties. Their world is based on old/out-dated norms and privilege as self-evident. „The economy is more important than nature“ could be used to describe their attitude. But what kind of economy is that supposed to be if it destroys our world and livelihoods?
One of the most important questions of our time is therefore if we are ready to renounce our privileges. What is certain is that we have to change. This has nothing to do with ideology, but with nature. The days where we can do whatever we want are over. We are in the final stages of the old world. The new world is already on strike via #fridaysforfuture, because for them the calculation does not work anymore. The inhibitors, the delayers and those who do not act, become the perpetrators for this new generation, who knowingly acted in regard to their future.
„What did you do to prevent it back then?“ will be the question they will ask us all. And what we respond with, we decide now.
Translated by Simone Rudloff (Thank You <3 )
3 Kommentare
Starker Text! Ich finde es gut, wenn ihr so klar aussprecht, was nicht stimmt. Deswegen lese ich euch und nicht diese ganzen „Green Econonmy“-Blogs, die wie Pilze aus dem Boden schießen.
Hallo Emma, vielen Dank! Und ja, es ist mehr als Zeit Klartext zu reden.. LG
Hallo Marcus, ganz genau so sieht es aus! Bin sehr begeistert von diesem Text, Deiner Kolumne und Eurer Webseite. Großartige Idee und sehr wertvoller Content. Ist ja leider nicht mehr selbstverständlich in der heutigen Zeit. Um genau diese Themen aufzugreifen, die Menschen aufzuwecken und zu begeistern sich für Ihre Mitmenschen, Umwelt und eine nachhaltige Zukunft zu engagieren, haben wir 2018 den Verein WE_FOR-FUTURE e.V. gegründet. http://www.we-for-furture.org
Genug geredet, jetzt wird endlich gehandelt!!!
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