Dieser unabhängige Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise mit Mela nach Indien. Die Reisekosten wurden dabei von Mela übernommen.
Wir sind überrascht, als wir in die helle Fabrik in Umargam, zwei Stunden nördlich von Mumbai kommen. Es ist hell, klimatisiert und über allem liegt eine fast schon entspannte Ruhe. Was hatten wir erwartet? Dunkle Textil-Bunker, in denen unmenschliche Arbeitsbedingungen herrschen, wie wir es aus Dokus und Social Media kennen? Hier ist es auf jeden Fall anders. Ganz anders. Wir befinden uns in der Fabrik von Amit Narke, der hier vor mehr als 19 Jahren angefangen hat, Stoffe aus Bio-Baumwolle zu T-Shirts, Hemden und Pullovern zusammenzunähen.


Auch die deutsche Brand Mela aus Kassel lässt hier produzieren. Amits Firma war damals eine der ersten, die sich Mela Chef Henning Siedentopp bei seiner Suche nach dem richtigen Partner angeschaut hat. Und Amit konnte Mela damals mit seinem nachhaltigen und fairem Ansatz direkt überzeugen. Henning bezeichnet Amit heute als mehr als einen Geschäftspartner. Beide verbindet die Überzeugung, dass nur ein ganzheitlicher Ansatz wirklich etwas in der Modeindustrie verändern kann.
Dabei ist die Kette eines Kleidungsstücks lang und die Prozesse dahinter sind komplex. Nicht gerade eine einfache Aufgabe für Idealisten, wie Henning und Amit. Vor allem, wenn man ihnen ganz an den Anfang, aufs Baumwollfeld und in die Entkörnungsanlagen folgt.




In der Nähe von Indore besuchen wir ein Fairtrade Bio-Baumwollfeld. Das ist die oberste Liga im nachhaltigen Bereich. Mehr geht nicht. Den Menschen und Bauern im Dorf geht es gut. Sie ernten zwar weniger Bio-Baumwolle, bekommen aber einen besseren Preis dafür. Das rechnet sich für sie am Ende doppelt: sie müssen keine teuren Pestizide einkaufen und gefährden außerdem nicht ihre Gesundheit auf den Feldern. Oben drauf bekommen sie eine Fairtrade-Prämie. Diese landet in einem Topf, aus dem verschiedenste Projekte finanziert werden – ein Raum mit Computern in einer nahegelegenen Schule zum Beispiel. Für die Art der Investition entscheidet sich die Dorfgemeinschaft gemeinsam.



Auch Mela bezieht die Baumwolle für seine Stoffe von diesen Feldern. Das ist für sie zwar teurer, insgesamt gibt es aber die größten Margen erst am Ende der Wertschöpfungskette. Hier am Anfang geht es eher um Cent-Beträge. Deshalb fragen wir uns auf unserer Reise auch immer wieder, warum es dann so schwer ist, etwas zu verändern?
Eine einfache Antwort darauf zu geben fällt auch Henning und Amit schwer. Beide sind Unternehmer und sehen auch die ökonomische Seite der Textil-Produktion. Und bei der geht es eben manchmal um Cent-Beträge, die, wenn man sie hochrechnet schnell sehr viel Geld sind. Es stellt sich heraus, dass viele Unternehmen vor Ort lokale Agenten engagieren, die genau diese Preisverhandlungen übernehmen. Das führt zu einer Anonymisierung zwischen Labels und Produzenten und endet oft in den hart kalkulierten Preisen an der Grenze zum Machbaren.




Vielleicht ist deshalb die Beziehung zwischen Amit und Henning so besonders. Klar machen beide Business. Aber beide können sich auch mit gutem Gewissen in die Augen schauen. Geld zu verdienen ist für beide wichtig, aber nicht um jeden Preis. Mela würde Amits Arbeitern sogar gern mehr Gehalt bezahlen. Da Mela aber nur eine Brand von vielen ist, die bei Amits Firma Purecotz produziert, müssten alle anderen Labels auch mitziehen, um das Gesamtniveau zu heben. Hier stößt Hennings Idealismus schnell an seine Grenzen. Denn vor allem die größeren Labels kalkulieren knallhart und vergeben keine Geschenke – im Gegensatz zu Mela, die ihren Anteil an der Produktion ausgerechnet haben, um Amits Arbeitern extra eine Mela-Prämie als Bonus auszuzahlen.


Henning erwähnt das fast beiläufig, dabei ist so etwas alles andere, als selbstverständlich. Der Großteil der Labels produziert auch weiterhin konventionell und unterwirft sich den Regeln des Marktes, sowie der Gewinnerwartung von Anlegern und Investoren. Was wir auf unserer Reise durch Indien gesehen haben, ist der Best Case der Möglichkeiten von Textilproduktion. Und doch geht es hier um ganz einfache Dinge: faire und soziale Bedingungen für die Arbeiter und kein Gift auf den Feldern oder bei der Produktion. Jeder Unternehmer kann sich aktiv für solche Bedingungen entscheiden. Und wir Konsumenten können diese Standards aktiv bei den Labels anfordern.
Die Produzenten vor Ort erzählen uns, dass es ihnen egal ist, welche Art von Baumwolle sie verarbeiten. Sie richten sich nach dem, was die Brands wollen. Je mehr Konsumenten faire Bio-Baumwolle nachfragen, desto größer wird der Anteil an der Produktion.
Deshalb ist der Massenmarkt auch der Hebel, den Henning und Mela sehen, um wirklich etwas zu verändern. Das heißt nicht, dass jetzt alle noch mehr kaufen sollen. Es geht vielmehr um eine Verschiebung hin zu nachhaltigen, gesunden und fairen Stoffen und Produkten. Das Bewusstsein dafür, wo all das herkommt und wer die Menschen sind, die unsere Klamotten produzieren, ist ein Anfang auf diesem Weg. Am Ende können dabei alle gewinnen.

In den zwei Wochen Indien hat Marcus hauptsächlich den Film ganz oben gedreht. Die letzten zwei Tage hat er jedoch Mumbai mit der Foto-Kamera durchstreift. Hier kommen noch ein paar Eindrücke aus der riesigen Stadt:
















































Film und Fotos: Marcus Werner
Ein Kommentar
Schöner Beitrag und was für unfassbar tolle Fotografien! Danke dafür.
Liebe Grüße,
Lena
Andere Meinungen
[…] und unsere Arbeit unterstützt verlosen wir heute den limitierten Stock von genau 20 T-Shirts, die Marcus letztes Jahr von seiner Reise mit Mela aus Indien mitbringen durfte. Beim ecofairen Mela-Produzenten Pure Cotz […]
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