Die letzten wilden Flüsse Europas – Save The Blue Heart Of Europe x VOR \ Media

Erneuerbare Energien gleich nachhaltige Energien? Diese Rechnung geht nur bedingt auf, soviel haben wir in den letzten Monaten von den NGOs Riverwatch und EuroNatur gelernt. Wie kommt’s? Für ihre Kampagne Save The Blue Heart of Europe haben die beiden Organisationen unsere neue Agentur VOR \ Media angefragt, den Instagramaccount @blueheartrivers aufzubauen, der jeden Tag zeigt, wie wunderschön das blaue Herz Europas ist.

Das blaue Herz, das sind die Flüsse des Balkans, die die Kampagne beschützen möchte. Denn diese Ecke Europas ist mit den letzten frei fließenden Flüssen Europas erstaunlich unberührt – und trotzdem sind die Gewässer extrem gefährdet. Durch Wasserkraftwerke, von denen in den nächsten Jahren um die 3000 Stück gebaut werden sollen.

Wasserkraftwerke belasten die Umwelt stark

An der Vjosa in Albanien, eine der Key Areas von Save The Blue Heart Of Europe, leben beispielsweise über 177 verschiedene Spezies, die durch den Bau von Wasserkraftwerken bedroht werden – mehrere von ihnen sind einzigartig in Albanien, Europa und andere Arten sogar weltweit. Aber nicht nur Flora und Fauna sind stark betroffen, sondern auch Trinkwasser wird verunreinigt und Landwirte und Fischer, die in den Dörfern und Städten entlang des Flusses leben, verlieren ihre Lebensgrundlage, sollten die Dämme und Kraftwerke wirklich gebaut werden. Denn jeder Damm blockiert nicht nur den natürlichen Lauf des betroffenen Flusses, sondern erfordert zusätzlich einiges an Infrastruktur: Kilometerlange Straßen, Rohre, Anlagen müssen gebaut werden.

Kleine Wasserkraftwerke erzeugen kaum Energie

Wer Kohle- und Atomausstieg befürwortet, muss large scale denken und auch in Kauf nehmen, dass durch erneuerbare Energien ein wenig Natur kaputt geht, ist ein häufiges Argument, auch von Befürwortern von Solar- und Windenergie. Mit Wasserkraft ist das allerdings etwas anderes, denn sie ist teilweise wirklich unglaublich ineffizient. Insbesondere die kleinen Kraftwerke, die hauptsächlich für den Balkan vorgesehen sind, produzieren kaum Strom. Die Beispiele von Zentraleuropa, in denen es gar keine Flüsse mehr gibt, in die noch nicht eingegriffen wurde, zeigen, dass in der Hydropower-Lobby so einiges schief läuft:

7300 kleine Wasserkraftwerke, also mit einer Leistung von unter zehn Megawatt, machen neunzig Prozent aller Wasserkraftwerke in Deutschland aus. Allerdings erzeugen sie nur zwölf Prozent des Stroms aus Wasserkraft in Deutschland – das deckt nur 0,06 Prozent des Energiebedarfs des Landes – wie bitte? Das bedeutet ja, dass das Hauptargument der Stromerzeugung hier eigentlich gar nicht mehr zieht! Warum also weiter machen? Eben!

Alternativen zu Wasserkraft

Natürlich möchte die Kampagne der NGOs trotzdem nicht back to Kohle und Atom. Im Gegenteil: Die Balkanhalbinsel ist eine der sonnengeküsstesten Gegenden in Europa. Euronatur und Riverwatch haben einige Studien in Auftrag gegeben, die zeigen: Solar all the way. Und die Gebiete um die Flüsse könnten für Eco tourism in Nationalparks verwandelt werden. Klingt nach der perfekten Lösung.

Und deshalb sind wir jetzt ein Teil der Kampagne Save The Blue Heart of Europe: Denn je mehr Leute sich in diese traumhafte Landschaft verlieben, desto mehr Druck können Riverwatch, Euronatur und ihre lokalen Partner auf Regierungen, Investoren und Baufirmen ausüben.

Sind noch Fragen offen? Alle Antworten gibt’s auf dem Account und in diesem tollen Film von Patagonia.

Fotos: Jan Pirnat, Goran Safarek, A. Vorauer, Lukas TB, Gregor Subic

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