Die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg hat bei einer ihrer letzten Reden beim Weltwirtschaftsforum in Davos gesagt: „Ich möchte, dass ihr in Panik geratet.“ Tatsächlich wäre das wahrscheinlich das einzig angemessene Verhalten für uns Menschen, bei dem, was uns allen bevorsteht. Aber irgendwie zündet die Panik nicht so richtig, auch bei uns nicht.
Unsere Panik-Momente kommen eher punktuell. Wir lesen ein Buch, sehen eine Doku, sprechen mit jemandem oder nehmen uns mal eine Minute Zeit über den Status Quo nachzudenken. Diese Momente sind heftig. Wir wollen dann am Liebsten direkt ein Untergrundnetzwerk aufbauen, dass unsere Welt rettet oder zumindest alle zur Rechenschaft zieht, die die Welt zerstören.
Das Schwierige an der Weltrettung aber ist, dass sie so unkonkret ist. Die Komplexität des Problems ist so überwältigend, dass wir als Einzelne gar nicht wissen, wo wir damit beginnen sollen. Klar ist es ein Anfang mal sein Konsumverhalten zu überdenken, auf Plastik zu verzichten oder zu Ökostrom zu wechseln. Und dann? Dann kommt die Nachricht, das unser Recycling-System nicht richtig funktioniert, SUV’s die meistverkauften Autos überhaupt sind, und trotz mittlerweile über 30 Prozent Ökostrom-Anteil unser CO2-Ausstoß nicht wesentlich niedriger liegt, als vor zehn Jahren. Sehr motivierend.
Dazu kommt, dass wir uns im Alltag alle so herrlich ablenken können. Wir haben so viele Sachen zu tun, so viele kleine und große Entscheidungen zu treffen oder einfach manchmal nur noch Bock auf Couch und Lieblingsserie. Wer will sich nach einem anstrengenden Arbeitstag schon noch mit dem Klimawandel beschäftigen? Wir alle haben tägliche Routinen, die sich meistens daran ausrichten, easy durch den Tag zu kommen und dabei eine möglichst gute Zeit zu haben.
Diese möglichst gute Zeit heißt, dass sich unsere Routinen oft auf bequem, günstig oder effizient reduzieren. Klar ist es einfacher schnell einen To-Go Becher zu nehmen, als immer seinen Mehrwegbecher mitzuschleppen. Wer fährt schon Bahn, wenn Flugtickets ans Meer billiger sind, als die Taxifahrt zum Flughafen? Und im Discounter einzukaufen ist nun mal billiger, als ein Biomarkt.

Leider sind das aber häufig eben auch die schlechtesten Optionen, wenn wir tatsächlich vorhaben, als Menschheit noch ein paar Jahre auf diesem Planeten verbringen zu wollen. Jeder Bereich unseres Lebens verbraucht Energie und damit CO2. Wenn die Varianten mit dem schlechtesten Abdruck die Alternativen sind, die am Günstigsten sind, haben wir keine Chance.
Deswegen brauchen wir Unterstützung. Wir brauchen konkrete Regeln und Gesetze, die uns Verbrauchern ermöglichen, nicht darüber nachdenken zu müssen, ob ein Produkt nachhaltig ist oder nicht. Es darf gar nichts anderes mehr geben! Wir brauchen endlich eine CO2-Steuer, die den Fußabdruck eines Produkts auch in dessen Preis abbildet, und die Mehrkosten direkt wieder zurück an die Verbraucher gehen. Umweltfreundliche Produkte werden so günstiger, als dreckige.
Die Lösungen für die Fehler, die wir Menschen im letzten Jahrhundert gemacht haben, liegen alle auf dem Tisch. Panik bekommen wir jedoch, wenn wir daran denken, dass es jetzt auch Politiker braucht, die diese Ansätze konsequent umsetzen und den Klimawandel endlich als das begreifen, was er ist: Die berechtigte Antwort unseres Planeten auf unseren Glauben, dass wir mit der Art und Weise, wie wir ihn behandeln, durchkommen.
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